Noch im Juni habe ich eine meiner ersten Tractebel News über das neue Wasserkraft-Projekt „Limberg III“ veröffentlicht. Nun stand ich dieser imposanten Wunderwelt der Technik im Hochgebirge Kapruns persönlich gegenüber.
Schnell war klar, während meines Urlaubs in der österreichischen Region Zell am See-Kaprun besuche ich die Stauseen Wasserfallboden und Mooserboden. Immerhin bildet die Wasserkraft dieser beider Seen den Antrieb für „Limberg III“. Das hat mich neugierig gemacht.
Urlaubsplanung 2.0
Bereits unten am Ticket-Häuschen wird man auf den Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerkes „Limberg III“ aufmerksam gemacht. Ein kleiner Flyer informiert über das Bauvorhaben. Meine Kollegen aus dem Fachbereich „Hydropower and Water Resources Division“ planen das Projekt. Das wollte ich mir mit eigenen Augen ansehen.
Der Weg ist das Ziel
In 45 Minuten und über 3 Etappen erreicht man die beiden Stauseen Wasserfallboden und Mooserboden auf ca. 2.040 m Höhe. Die erste Etappe lege ich mit dem Bus zurück, der alle Besucher zu dem Lärchwand-Schrägaufzug bringt – eine technische Sensation. Europas größter offener Schrägaufzug bietet Platz für 185 Menschen und überwindet mit uns in nur 4 Minuten ganze 431 Höhenmeter.
Oben angekommen, steige ich noch einmal in den Bus. Kaum haben wir den ersten Tunnel verlassen, lacht mir schon das türkis glitzernde Wasser des Stausees Wasserfallboden entgegen. Auch die Limbergsperre sowie das Krafthaus Limberg II werden sichtbar, während uns der Bus Kurve um Kurve weiter hinein in die wilde Natur an der Grenze zum Nationalpark Hohe Tauern bringt.
Zusammenspiel aus Natur und Technik
Am Stausee Mooserboden fällt sofort die imposante Staumauer ins Auge. 107 m ragt die Moosersperre fast senkrecht in die Höhe und biegt sich auf 494 m Länge zwischen den Felsen. Kaum vorstellbar, dass diese Mauern eine Wassermasse von bis zu 160 Mio. m³ zurück hält. Absolut beeindruckt starte ich meine Wanderung über die Staumauer hinauf zum Aussichtspunkt Höhenburg.
Auf 2.108 m angekommen werde ich mit einem spektakulären Blick belohnt. Erst jetzt erfasse ich das ganze Zusammenspiel aus Natur und Technik. Fast wie Fjorde liegen die beiden Stauseen auf der einen Seite eingebettet in die majestätische Berglandschaft mit ihren schneebedeckten Wipfeln und sattgrünen Wiesen überzogen mit Flüssen und Wasserfällen. Auf der anderen Seite begrenzt durch massige Beton-Riesen – absolut eindrucksvoll! Von hier oben kann man die Wasserkraft förmlich spüren.
v.l.n.r. Stausee Mooserboden, Moosersperre, Stausee Wasserfallboden, Limbergsperre
Wasserkraft-Projekt und Urlaubshighlight
Jedes Jahr besuchen rund 150.000 Touristen die Kapruner Stauseen. Sie gelten als Top-Ausflugsziel im Salzburger Land. Kein Wunder, denn den Besuchern wird einiges geboten – von Staumauerführungen, Wanderungen, der Ausstellung „Erlebniswelt Strom“ bis hin zur Klettersteigarena mit Europas höchstem Klettersteig auf einer Staumauer.
Bei all den Freizeitaktivitäten vergisst man fast die eigentliche Aufgabe des imposanten Bauwerks. Hinter den mächtigen Staumauern und untertage laufen zahlreiche Turbinen auf Hochtouren und erzeugen ca. 700 Mio. Kilowattstunden Strom. Das ist genug Energie, um 1 Jahr lang etwa 200.000 Haushalte zu versorgen. Mit “Limberg III” soll die Leistung dann um 480 MW gesteigert werden. Die Bauarbeiten sind im vollen Gange. Außer einigen Baufahrzeugen und einer größeren Baustelle bemerken Touristen allerdings nicht viel von diesem Projekt.
Europas höchster Klettersteig
MOBO107
Symbol der Zukunft
Die Kapruner Kraftwerke stehen seit jeher für Zukunft und Fortschritt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kaprun zum Symbol des Wiederaufbaus in ganz Österreich. Der Kraftwerkbau verschaffte dem ganzen Land Selbstvertrauen und Hoffnung. Nach der offiziellen Inbetriebnahme 1955 ging der siegreiche Kampf gegen die Naturgewalten als “Mythos von Kaprun” in die Geschichte ein. Noch heute gelten die Stauseen als Wunderwelt der Technik und Symbol der Zukunft. Der beste Beweis: Limberg III.
Das harmonische Zusammenspiel aus Natur und Technik ist einzigartig. Ein grandioses Beispiel wie ein Wasserkraft-Projekt zu einer Top-Touristenattraktion werden kann. Mein Fazit: Ein Besuch ist absolut empfehlenswert.
Schöner Beitrag, der zeigt dass auch große Bauwerke der Wasserkraft als Gewinn für die Region sein können und noch mehr positive Auswirkungen haben als “nur” saubere Energieerzeugung.
Leider wird aus heutiger Sicht der Bau größerer (und auch immer mehr kleinerer) Bauwerke sofort als negative Auswirkung auf die Natur und die Region aufgefasst (gleiches Schicksal wie Windkraftanlagen). Man sollte die positiven Aspekte mehr beleuchten und versuchen Technik, Natur und Auswirkungen auf die Gesellschaft so gut wie möglich in Einklang zu bringen.
Vielen Dank für das positive Feedback! Ich hatte ganz ähnliche Gedanken bei meinem Besuch. Wenn man in Österreich von den Stauseen Kaprun spricht, stehen diese in erster Linie für die Sehenswürdigkeit und nicht für die Energie-Projekte. Für Kaprun eine echte Win-Win-Situation.